Foto: See-ming Lee – Flickr – CC BY-SA 2.0

Der einfachste Netzwerktrick der Welt

Ein gutes Netzwerk zahlt sich immer aus – sei es für den nächsten Job, wenn ihr mal wieder eine Wohnung sucht oder einen Tipp braucht. Christiane Wolff hat einen Trick für euch, den wirklich jeder einsetzen kann.

 

Ihr nutzt ihn längst!

Die
Werbung nutzt ihn – in der Regel mit Erfolg. Und wir alle nutzen diesen Trick wahrscheinlich schon seit Jahren unbewusst, ohne den wissenschaftlichen
Hintergrund zu kennen. Und wir sollten ihn noch viel stärker nutzen. Denn er kostet nichts und ist ganz einfach umzusetzen. Ob im Alltag, im Büro, beim
Flirten
oder eben beim Netzwerken.

Den einfachsten Netzwerktrick der Welt habe ich in der vergangenen Woche bei meinem Alumniseminar an der Steinbeis-Hochschule gelernt – bei  einem wahnsinnig spannenden und auch
unterhaltsamen Vortrag der Psychologen Volker Kitz und Manuel Tusch
.
Dort wurden uns unter dem Label „Psychotainment“ nützliche Tricks und Anekdoten
aus dem Arbeitsalltag humorvoll dargeboten. Am stärksten ist bei mir der Effekt
des bloßen Kontakts oder auch Mere-Exposure-Effekt hängen geblieben. Die beiden
Referenten haben dieses Phänomen anhand des Chef-Mitarbeiter-Verhältnisses
erklärt. Und darum geht es: Alleine die Tatsache, dass man einen Menschen öfter
sieht, macht ihn uns sympathischer. Das heißt, je mehr Kontakt wir zu einem
Menschen haben – und das sogar zufällig und ohne miteinander reden zu müssen –
umso wahrscheinlicher ist er uns sympathisch, und wir werden umso
wahrscheinlicher auch Freunde.

Die Wirkung des bloßen Kontakts

So
erklärt Wikipedia
den Effekt: „Der Mere-Exposure-Effekt berziehungsweise Effekt des bloßen
Kontakts, 1968 entdeckt von Robert Zajonc, ist die Tatsache, dass allein durch
mehrfache Darbietung von Personen, Situationen oder Dingen, das heißt allein aufgrund
von Familiarität, die Einstellung eines Menschen zu diesen Dingen positiv
beeinflusst werden kann. Zum Beispiel macht bloße Vertrautheit mit einem
Menschen diesen attraktiver und sympathischer. Voraussetzung ist allerdings,
dass die Bewertung bei der ersten Darbietung nicht negativ ausfiel; in diesem
Fall wird durch wiederholte Darbietung die Abneigung stärker. Der Effekt tritt
auch bei unterschwelliger Wahrnehmung auf, das heißt es spielt keine Rolle, ob
sich die Person des Kontakts bewusst ist oder nicht.“

Aus
der Werbung kennen wir alle das Thema Wiederholung nur zu gut. In vielen Fällen
ist das gewiss auch (mehr oder minder unterbewusst) erfolgreich. Aber wir
kennen sicher alle auch diesen einen anderen Fall: Dort geht es um ein
Frühstückscerealien-Produkt. Zumindest bei mir hatte bereits das erste Lauschen
des Radiospots einen derart negativen Effekt, dass die weiteren und unzähligen
Wiederholungen es nur noch schlimmer gemacht haben.

Den Mere-Exposure-Effekt im Job nutzen

Aber
zurück zu den positiven Beispielen. Wie kann ich den Effekt im Joballtag
nutzen? Im Büro ist es – das ist jetzt wissenschaftlich bewiesen – nützlich und
ratsam, die Kollegen und den Chef oft zu sehen und ihre Nähe zu suchen. Dazu
braucht es keinen festen Termin, sondern es genügt, am Büro vorbeizulaufen und ein
freundliches „Guten Morgen“ zu wünschen. Und auch die viel gehassten internen
Meetings
, bei denen man oft das Gefühl der verschwendeten Zeit hat, nutzen
zumindest der Vertrautheit und der Sympathie gegenüber den Kolleginnen und
Kollegen. So kann man unbewusst und ganz ohne Arbeit Sympathiepunkte für die
nächste Gehaltserhöhung oder den Karrieresprung sammeln – oder zumindest eine
bessere Arbeitsatmosphäre schaffen.

Das
gilt ebenso auf der privaten Ebene, genauer gesagt in der Liebe. Auch hier
lohnt es sich, hartnäckig zu bleiben und sich nicht nach dem ersten Date sofort
zurückzuziehen – wenn es eben nicht auf den ersten Blick gefunkt hat. Denn:
Viele Menschen hoffen zwar, sich beim ersten Treffen Knall auf Fall zu
verlieben, doch das ist eher selten der Fall. Daher gilt auch hier: dranbleiben, Sympathiepunkte sammeln und die Frau oder den Mann der Begierde öfter
treffen. Dann klappt es vielleicht auch mit der Liebe.

Lasst euch sehen

Und nun
zum Netzwerken: Monika Scheddin sagt in ihrem Buch
Erfolgsstrategie Networkingdass es mindestens sieben Kontakte oder etwa zwei Jahre braucht, bis ein Kontakt
„reif“ ist. Und somit hat auch hier der Effekt der bloßen Darstellung seine
Bestätigung gefunden. Es lohnt sich also, regelmäßig zum Marketing-Club, auf
die dmexco oder die Medientage zu gehen – sprich auf die Netzwerk- und
Branchenevents, die für den eigenen Job wichtig sind. Dort Gesicht zeigen, da
sein und noch besser, miteinander ins Gespräch kommen – und schon kommt man
ohne große Arbeit ans Ziel. So einfach kann Netzwerken sein.


Christiane Wolff hat bei uns bereits über die Bedeutung von Frauennetzwerken geschrieben. Ihr könnt ihr hier in unserer Community folgen.


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